In einem so großen und berühmten Opernhaus wie der Bayerischen Staatsoper muss alles wie am Schnürchen laufen, genau durchgetaktet. Wenn aber mal die angegebene „Dauer der Aufführung“ um gleich 20 Minuten differiert, dann muss es einen besonderen Grund geben: Das Publikum wollte einfach nicht aufhören zu klatschen - der Masseur für die erschöpften Tänzerbeine musste noch warten. So erst vor wenigen Tagen wieder einmal geschehen beim Ballett „La Bayadère“. Die Tanzstars Madison Young, Maria Baranova und Osiel Gouneo brillierten mit einer Choreografie, die picke-packe voll war mit Schrittkombinationen auf allerhöchstem Niveau. Bravi!
Nun muss man bei diesem Klassischen Ballett (Musik: Ludwig Minkus) aber auch unbedingt die 24 Tänzerinnen erwähnen, die sich im 3. Akt, dem „Weißen Akt“, auf den Zentimeter genau auf die einstudierten Positionen formiert hatten. In ihren Tutus schritten sie zuvor eine Art Rampe hinab (die Schräge wird auch extra im Probenraum aufgebaut, bei einem Tanzboden mit 11 Prozent Gefälle muss das Gleichgewicht neu justiert werden) und machten als „tanzende Schatten“ in einer langen Schleife 38x die gleiche Bewegung: ein Schritt, eine Arabesque, kurz auf einem Bein balancieren, schließen, ein Schritt. Und von vorne. Höchstleistung für Konzentration und Muskeln. Und immer mit Szenenapplaus belohnt!
Die Primaballerinen Maria Baranova und Madison Young (im Stück Rivalinnen um die Liebe Solors) begeistern mit schnellen, fast fliegenden Füßen und punktgenauen Pirouetten. Osiel Gouneo präsentiert Sprungvariationen, die man am liebsten gleich nochmal sehen möchte, aber am besten in Zeitlupe. Ein Kraftpaket - und gleichzeitig lächelt der Kubaner, als wäre das alles nichts.
Foto: Katja Lotter für Bay. Staatsballett
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